Lieber Besucher,

du wurdest hierher geschickt, weil du in einer Newsgroup Hilfe zu einem Problem gesucht hast, und dich dabei einer völlig untauglichen Vorgehensweise bedient hast, indem du nämlich ein sogenanntes "Läuftnicht-Posting" verfasst hast.

Du hast nun mehrere Möglichkeiten. Z.B. könntest du dich veralbert fühlen und dich an dem Ort, von dem aus man dich hierher geschickt hat, öffentlich über die unglaubliche Arroganz mancher Leute aufregen. Wenn du ernsthaft glaubst, dass dir das bei der Lösung deiner Probleme hilft: Nur zu, mach das, vielleicht lernst du daraus.

Empfehlen würde ich dir aber ein anderes Vorgehen: Nutze die Gelegenheit, lies die folgenden Erläuterungen und gelobe Besserung.


Das "Läuftnicht"-Posting


Das "Läuftnicht"-Posting ist eine in den letzten Jahren mit der zunehmenden Nutzung des Internet massiv um sich greifende Seuche. Man findet es besonders häufig in allen Newsgroups, die sich in irgendeiner Form mit Programmiersprachen beschäftigen, und dort besonders in der Zeit, in der üblicherweise an Universitäten und Fachhochschulen das neue Semester beginnt. Neben der Standardform gibt es noch zwei Varianten, nämlich das "Tutnicht"-Posting und - besonders grässlich - das "Funztnet"-Posting. Da der Unterschied jedoch in erster Linie optischer Natur ist, will ich mich hier auf die Hauptform beschränken.

Der Schreiber des typischen "Läuftnicht"-Postings hat das Problem, dass ein Stück Software nicht das tut, was er von ihm erwartet. Dabei kann es sich um fertige Software handeln oder - in den von mir benutzten Newsgroups der häufigere Fall - um selbst geschriebenen Code. Nun hofft der Poster, dass die Leser der Newsgroup ihm Informationen geben, die ihm helfen, das Stück Software dazu zu bringen, dass es sich seinen Erwartungen gemäß verhält.

So weit so gut. Statt nun aber den potentiellen Helfern das Leben leicht zu machen, indem er ihnen sorgfältig aufbereitet die Informationen gibt, die nötig sind, damit sie ihm überhaupt helfen können, tut der "Läuftnicht"-Poster das genaue Gegenteil:

Er nennt nicht die von ihm verwendete Laufzeitumgebung, das von ihm verwendete Betriebssystem oder die von ihm verwendete Version der Software, die das Problem erzeugt. Er beschreibt nicht, was er eigentlich erwartet hat, und inwiefern genau diese Erwartungen enttäuscht wurden. Er beschreibt nicht, durch welche Handlungen er die Reaktion der Software ausgelöst hat. Und er verschweigt insbesondere jede Art von Fehlermeldungen, mit denen die Software versucht, das aufgetretene Problem zu beschreiben. Und wenn er doch mal eine Fehlermeldung weitergibt, dann nicht im Original, sondern hoffnungslos verstümmelt. Mit anderen Worten: Der "Läuftnicht"-Poster verhält sich eigentlich völlig idiotisch.

Du musst dir, lieber "Läuftnicht"-Poster, allerdings jetzt nicht völlig unverstanden vorkommen: Wir alle kennen den Zustand, in den einen ein Software-Problem versetzen kann, an dem man sich seit einiger Zeit die Zähne ausbeißt. Man ist gefangen in seinen Vorstellungen, sieht das Problem nur noch aus einem - wahrscheinlich dem falschen - Blickwinkel und ist vor allem eines, nämlich frustriert. Und genau in diesem Zustand schreibt man dann ein Posting in eine Newsgroup: Fixiert auf das eigene Problem ist einem nicht mehr klar, dass viele Leser vielleicht ein anderes Betriebssystem oder eine Version der Software verwenden, mit der das Problem überhaupt nicht auftritt. Das ist zwar ziemlich lästig, aber vielleicht noch verzeihlich.

Wobei der Spaß aber definitiv aufhört, ist das Verschweigen von Fehlermeldungen. Fehlermeldungen sind für den potentiell Hilfswilligen so etwas wie Nektar für die Biene. Er braucht sie, um den süßen Honig der Hilfestellung über dich ausgießen zu können! Also gib sie ihm, wenn du möchtest, dass dir geholfen wird! Und zwar bitte in verwertbarer Form, also wörtlich, so wie das Programm sie geliefert hat. Noch besser ist natürlich, wenn du die Fehlermeldung zunächst einmal selbst sorgfältig liest, vielleicht, nachdem du eine Viertelstunde an die frische Luft gegangen bist. Oftmals steht nämlich in so einer Meldung sehr genau drin, worin das Problem besteht und wie es zu lösen ist.

Ebenso wichtig ist die Beschreibung der Diskrepanz zwischen deiner Erwartung und dem Verhalten des Programms, besonders dann, wenn es gar keine Fehlermeldung gibt. Beschreibe, welche Handlungen du vorgenommen hast, um das Programm zu einem bestimmten Verhalten zu bringen, wie dieses von dir erwartete Verhalten aussah und was dann tatsächlich geschehen ist. Das Beschreiben der eigenen Gedanken und Erwartungen hilft dir auch selbst, dir darüber klar zu werden, was du eigentlich tust. Und es zeigt dem Leser, dass du dir Gedanken gemacht hast. Die meisten Leser mögen das. Wenn du dann noch für dein Posting eine sinnvolle Betreffzeile verwendest ("HILFE!!!" oder "PROBLEM!!!" sind nicht sinnvoll), hast du gute Chancen, in kurzer Zeit hilfreiche Antworten zu bekommen.

Merke: "Läuft nicht" läuft nicht!


Zuletzt geändert am 11.07.2008 von Michael Paap                  IMPRESSUM

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